Versuch Erinnerungen an
Menschen, Ereignisse & Orte
festzuhalten.
Menschen, Ereignisse & Orte
festzuhalten.
Band 2: Die Zeit nach der IBM
Version: V10.1
30.05.2013 16:09
Bevor ich alles vergesse
Viele Entscheidungen und Fehlentscheidungen wurden
getroffen und beeinflussten das Leben. Ein „was wäre geschehen wenn....?“ ist
jedoch überflüssig. Was geschah lässt sich nicht mehr korrigieren und das ist
auch gut so. Aus Fehlern lernt man und aus Schaden wird man klug. Hätte ich
mich in manchen Dingen anders entschieden, dann hätte mein Leben einen anderen
Lauf genommen.
Doch wäre das
gut?
Es erwartet Sie die Fortsetzung meiner Erinnerungen.
Nach der Kündigung bei der IBM begann ein wahrhaft turbulentes Leben. Es gab
Erfolge und selbst verschuldete Tiefschläge.
Dennoch möchte ich keinen Tag vermissen.
Vielleicht können Sie aus der einen oder anderen
Erfahrung aus meinem Leben profitieren?!
Ich habe viele Erinnerungen an Menschen, Orte und
Ereignisse niedergeschrieben und daraus dieses Buch erstellt. Es soll mir
helfen mich selbst zu entdecken und zu verstehen.
Zur Kontrolle meiner Erinnerungen habe ich mein „Alter
Ego“ (kurz "AE" genannt) erfunden. Er wird mich kritisch begleiten.
Kommen Sie mit auf den zweiten Teil meiner Reise!
Die ungewisse Zukunft
Die Kündigung bei der IBM ohne Sicherheitsnetz war eine mir bisher
unbekannte Erfahrung. Ich hatte emotionale Reaktionen eigentlich immer im
Griff. Die Enttäuschung über die geplatzte Versetzung nach Paris war wohl zu
groß. Ich hatte mich total darauf konzentriert.
Erkenntnis:
immer eine Nacht drüber schlafen ist vielleicht gar nicht so schlecht
AE: „warum hast Du es nicht getan?
Ich fuhr
zurück zur DAK. Dort ging ich sofort zu dem IBM-Projektleiter Jochen Körner und
berichtete ihm von meiner Spontanreaktion. Er hörte sich die meine Gründe an
und empfahl mir einen Termin bei Dr. H. zu machen.
Ich bat also
um einen Termin bei ihm und wurde sofort empfangen. Als er die Geschichte
angehört hatte, bot er mir einen Beratervertrag an. Ich sollte unbedingt im
Projekt bleiben. „Fahren Sie erst mal heim und reden mit Ihrer Frau, wir sehen
uns morgen“
Nun war die
Welt nicht mehr ganz so grau.
Ellen war über
die Neuigkeiten anfangs nicht gerade erfreut, akzeptierte meine
Entscheidung aber. Auch sie hatte sich
über die Aussicht in ihrer Lieblingsstadt Paris zu leben innerlich vorbereitet.
Und alle Job-Angebote in
Deutschland zunächst auf Eis gelegt.
Meinem
Naturell entsprechend schlief ich trotz aller offenen Fragen gut. Man sagte ja
nicht umsonst: „ Pessimisten stehen im Regen. Optimisten duschen unter den
Wolken.“
Wie soll es weitergehen?
Am nächsten Tag sagte ich Dr. H., das ich sein Angebot
annehmen würde. Die Stundensätze der IBM würden weiterhin Basis des Vertrages
sein. In meinem Büro angekommen rief der IBM-Geschäftsstellenleiter an und bat
um ein Gespräch außerhalb der DAK. Wir verabredeten uns zu einem Mittagessen in
einem Steakhaus. Er hörte sich erst meine Argumente an, machte mir ein Angebot
(Beförderung usw.) und sagte offen, dass meine weitere Tätigkeit im Projekt die
höchste Priorität hätte. Er würde meine Entscheidung akzeptieren, wie immer sie
aussehen würde.
Fazit:
ein neuer Lebensabschnitt als Freelancer
Die Vorbereitung auf das Neue...
Gut das Ellen die administrativen Aufgaben übernehmen
konnte. Im Projektgeschäft beherrschte ich diese Disziplin zwar, bei eigenen
Angelegenheiten bevorzugte ich die spanische Lebensart: mañana, mañana.
Ein Gespräch mit unserem Steuerberater brachte weitere
wertvolle Hinweise. Monatliche Umsätze von über 30.000 DM sollten nicht nur an
den Fiskus fließen. Die Gründung einer
GmbH wurde also unter diesen Aspekten angedacht.
Wir wohnten damals in Großhansdorf und einigten uns mit
dem Vermieter den Mietvertrag des Hauses
in zwei separate Mietverträge umzuwandeln.
Das
Obergeschoss wurde nun Sitz der künftigen Firma. Der Vorschlag des
Steuerberaters eine GmbH zu gründen wurde zügig umgesetzt und es ging daran
einen möglichst prägnanten Firmennamen zu finden. „I“ wie International war die
Ausgangsbasis. International klang einfach gut und konnte für spätere, mögliche
Expansion genutzt werden. Das Hauptbetätigungsfeld des Unternehmens sollte die
Beratung im Bereich Systems Management sein. So wurde also die I(nternationl)
S(ystems)C(onsulting) GmbH gegründet.
Erkenntnis:
Zu enge Schuhe drücken und lassen große Schritte nicht zu, oder?
Nach Erledigung der Formalitäten begann das
Alltagsleben. Ellen arbeitete weiter für unterschiedliche Filmproduzenten und
ich ging meinen Aufgaben bei der DAK nach.
Einmal im Monat wurden die geleisteten Beratungsstunden
abgerechnet, die Rechnung verschickt und alle gesammelten Belege zum
Steuerberater gebracht.
Die Ablauforganisation des jungen Unternehmens war
optimal, Die Aufbauorganisation ebenso. Ellen = Administration, ich = Umsatz
und Marketing.
Es lief wie geschmiert, oder?
Die ersten Monate waren ausgefüllt mit Projektarbeiten. Ich hatte zusätzlich die
Aufgabe übernommen den künftigen RZ-Leiter einzuarbeiten. Überstunden kannte
ich aus der IBM-Zeit und sie hatten mich nicht gestört. Ich „liebte“ meine
Tätigkeit und nun „zahlten“ die Stunden sich auch noch aus.
Ich pflegte
trotz des langfristigen DAK-Vertrages weiterhin Kontakte mit früheren Kunden
und Unternehmen aus meiner IBM-Zeit. Beförderungen, Geburtstage, Jubiläen waren
Anlässe für Telefonate und Besuche. Bald ergaben sich Anfragen nach
Beratungsleistungen. Nun war es Zeit aus einem 1-Personen Unternehmen eine
„richtige“ Unternehmensberatung zu machen.
Bei einem Treffen mit EX-Kollegen stellte sich heraus,
dass sie an einem Wechsel zur ISC interessiert waren. Das Portfolio von
Kundenanfragen und das Volumen der möglichen Beratungsverträge führten zu einer
Erweiterung der „jungen Firma“.
Peter Harries und Peter A. wurden für das Consulting im
Bereich Systems Management und Michael Scott (Ex-MBB) für Systemtechnik
übernommen.
Wir hatten jeweils am Freitagnachmittag ein Meeting in
Großhansdorf vereinbart. Jeder berichtete aus seinem Bereich und schon wenige
Wochen später wurden weitere Mitarbeiter eingestellt.
Es war eine ungewöhnliche Firmenkultur, es gab keine
festen Arbeitsplätze sondern nur ein verbindliches Berichtswesen
Erkenntnis:
Verwaltung so schlank wie möglich ist ideal
Der erste Fehler und Lehrstunde über Unternehmertum
Unser Vermieter interessierte sich sehr für unser
Geschäft. Er fand das Geschäftsmodell und das offensichtliche Wachstum
faszinierend. Bei mehreren gemeinsamen Essen fragte er nach meinen Plänen und
dem Entwicklungspotential. Ich produzierte ein Excel-Modell mit
unterschiedlichen Parametern. Die als Muster gedachten Auswertungen
verursachten eine wahre Euphoriewelle bei ihm
Ich wusste damals nicht womit er sein Geld verdient, denn er hatte keine
erkennbaren Tätigkeiten.
Er lud uns in sein Haus in Florida ein. Ein Prachtbau
mit Pool, Bootsanleger, Motorboot und viel Platz. Wir machten viele Ausflüge
und genossen das Leben. Nun erfuhr ich auch mehr über Edmund A. H. und seine
Geschäftstätigkeiten. Während des
Studiums hatte er eine Konzession für die Belieferung der Gefängnisläden. Das
Geschäft florierte und er erweiterte den Radius bis Schleswig-Holstein.
Später handelte er mit Immobilien in Florida.
Gutbetuchte Klienten erwarben Anteile an Einkaufszentren oder kauften
Villen. Das Geschäft schien zu
florieren.
Er hätte eine Reihe von Investoren, die für eine
Beteiligung an unserem Unternehmen gerne 500.000 € investieren würden. Wir
könnten das Geschäftsvolumen durch neue Mitarbeiter wesentlich erweitern. Klang
geradezu verlockend. Ich versprach darüber mit meinen Gesellschaftern zu reden.
Wir haben dann nicht mehr über dieses Thema gesprochen.
Eines Tages fuhr ein Mercedes S-Klasse vor mit einem deutschen Nummernschild
(OD). Es war ein Bekannter von Edmund A. H.
So lernten wir Ed Medley und seine Frau kennen. Ein
äußerst sympathisches Paar.. Als ich Ed nach seinem Beruf fragte lernte ich
einen neuen Begriff: Entrepreneur. Er erzählte lachend seinen Werdegang. Als
Student tourte er als Rucksacktourist durch Kanada. Vor einem Kaufhaus sah er
ein Kinderspielzeug. Einen Hubschrauber, der nach Einwurf einer Münze sich
bewegte. Eine ganze Kinderschar wartete geduldig auf ihren Flug. So etwas hatte
Ed in Amerika noch nicht gesehen.
Er ging zu der Betreiberfirma und fragte nach einer
Lizenz für die USA. „Stell Dir vor, da kommt ein junger Bursche mit einem
Rucksack und will eine Lizenz für die USA. Sie haben gelacht und mir die Lizenz
erteilt“
„Ich bin sofort zurück und habe die ersten Geräte in einem großen
Einkaufzentrum aufgestellt. Weitere Zentren folgten in kurzer Zeit.. Das
Geschäft brummte geradezu.“
Nach zwei Jahren verkaufte Ed Medley seine Firma mit
großem Gewinn. „Wenn die Verwaltung der Firma Dich „verschlingt“ suche einen
Käufer und mach Urlaub“
Er lachte und fuhr fort mit der unglaublichen
Geschichte. Nachdem er die Urlaubszeit beendet hatte stieg er in das
Immobiliengeschäft ein. Er kaufte ein großes Hanggrundstück in Florida.
„Wir Amerikaner sind schon ein seltsames Volk. Wir müssen immer
etwas sehen bevor wir uns entscheiden etwas zu investieren. Ich ließ also
Straßen bauen und ein Musterhaus. In
dieses Haus zog eine nette Familie ein. Natürlich mit netten Kindern. Rasen
wurde gelegt, Bäume gepflanzt und meine Musterfamilie hatte nur eine Aufgabe:
potentiellen künftigen Nachbarn zu zeigen wie schön man hier lebt“
„Wir verkauften einen großen Teil der Grundstücke in kürzester
Zeit und die ersten Häuser wurden gebaut. Ich entschloss mit meiner Frau einen
sechsmonatigen Europatrip zu unternehmen. Nach vier Wochen rief mein
Geschäftsführer an und berichtete von einem Malheur: der Straßenbelag färbte
sich rosa und die Bremsspuren der Autos würden sicherlich bald das Idyll
verunstalten.“
„Ich flog sofort zurück und wir berieten die Situation. Da kam
mir eine gute Idee. Wir stellten riesige Reklametafeln mit der Aufschrift:
Leben auf Pink Hill , an die Hauptstraßen. Innerhalb von vier Wochen war alles
verkauft und wir flogen zurück nach Paris. Ein schönes Gefühl diese ersten
Millionen, oder?“
Ed lud uns ein
zu einer Bootsfahrt. Als wir in der Marina ankamen führte er uns zu einer
riesigen Motoryacht (fast 30 Meter!). Nach einer Führung durch den schwimmenden
Palast legten wir ab und fuhren zur Schiffstankstelle. Ich traute meinen Augen
nicht: 7500,00 $.
Weiter ging es durch den Kanal Richtung See. Die Damen
hatten sich in den Salon zurückgezogen und ich stand bei Ed im imposanten
Kommandostand.
„Die Yacht habe ich beim Ausstieg bei Hatteras als
Abschiedsgeschenk erhalten“. „Hatteras?“. „Der größte Yachtbauer in den USA.
Sie standen wegen der Ölkrise unter Chapter 11 und ich bin eingestiegen, da ich
ahnte, dass nach der Krise eine gewaltige Nachfrage kommen würde. Ich hatte
Recht!“
„Nach zwei Jahren habe ich meine Anteile mit großem Gewinn
verkauft und erst mal Urlaub gemacht“. Die Yacht war ein Geschenk der neuen Eigentümer.
Erkenntnis:
Urlaub schien der Schlüssel zum Erfolg zu sein!
AE" Du Dauerurlauber solltest daraud lernen"
Wir genossen unsere Drinks und schipperten gemächlich
durch das blaue Wasser. „Wo fahren wir eigentlich hin, Ed?“. „Richtung Bahamas,
habe dort ein Haus. Wir setzen uns zusammen und überlegen uns neue Geschäfte.
Willkommen Partner“
Mir fiel die Kinnlade runter. „Ich muss nächste Woche
nach Deutschland zurück. Wir haben neue Projekte und müssen einige wichtige
Entscheidungen treffen“
„Schade, wir wären ein gutes Team geworden
Sein Angebot war verwirrend. Wir hatten uns gerade
kennengelernt und dann so etwas!
Mir fiel eine merkwürdige Geschichte aus der Vorwoche
ein. Wir hatten beim Essen ein amerikanisches Ehepaar kennengelernt und wurden
zu einer Party eingeladen. Mit deutscher Pünktlichkeit standen wir am nächsten
Tag um 16.00 Uhr vor der Tür einer prachtvollen Villa. Der Hausherr öffnete,
schaute auf seine Uhr und bat uns herein.
Erkenntnis:
Pünktlich scheint in anderen Ländern eine Untugend zu sein.
„Hallo, herzlich willkommen. Gwen ist noch im Badezimmer. Wie
wäre es mit einen Drink? Gute Idee,
schließlich hatten wir Urlaub und die etwas peinliche Situation ließ sich so
etwas entspannen. Das Wohnzimmer war riesig. Unser Gastgeber zeigte auf ein
Gemälde: „Habe ich gerade bei einer Auktion ersteigert. Gefällt es Euch?“
Ellen erwiderte: „Es hängt dort ungünstig. Ich würde es
über die Kommode zwischen die Fenster hängen. Dort wären die Lichtverhältnisse
wesentlich besser“ Die beiden fingen umgehend mit der Umdekoration an.
Allmählich trudelten andere Gäste ein und ich hörte
erstaunt wie wir vorgestellt wurden. “Das sind Heiner und Ellen aus
Deutschland. Ellen ist meine neue Innenarchitektin“ Wollte er uns auf den Arm
nehmen?
Als ich Richard direkt fragte warum er uns so seinen
anderen Gästen vorgestellt hätte antwortete er lächelnd: „Deine Frau hat ein
sehr guten Geschmack. Das ist hier sehr selten. Meine „reichen Freunde“ ahmen
sehr gerne nach. Viele werden noch heute versuchen mit Ellen Verträge zu
machen“
Ich traute meinen Ohren nicht. „Was soll ich denn
machen?“. „Ellen braucht unbedingt einen Manager. Du wirst viel um die Ohren
haben, glaube mir“
Ich schaute mich vorsichtig um. „Vorsicht Kamera?“ Was
lief hier ab?
Später begriff ich den Unterschied bei unseren Mentalitäten.
·
Deutschland:
konservativ
übervorsichtig
auf Sicherheit bedacht
der Staat regelt alles
Mobilität vermeiden
konservativ
übervorsichtig
auf Sicherheit bedacht
der Staat regelt alles
Mobilität vermeiden
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USA:
wo gibt es gute Verdienstmöglichkeiten
wie kann ich etwas mit Gewinn verkaufen oder günstig kaufen
es gibt keine Grenzen
der Staat soll mich in Ruhe lassen
wo gibt es gute Verdienstmöglichkeiten
wie kann ich etwas mit Gewinn verkaufen oder günstig kaufen
es gibt keine Grenzen
der Staat soll mich in Ruhe lassen
Ich hatte schon während der IBM-Zeit schon das Angebot
als Produktionsleiter für Filmfirmen zu arbeiten abgelehnt. Mir fehlte einfach der Mut etwas Neues zu beginnen und
das ohne Netz und doppelten Boden.
Erkenntnis: wer zu lange zögert verpasst den Sprung zu neuen Ufern
Florida ade
Wir flogen zurück in das kühle Hamburg. In der Firma
lief alles zufriedenstellend. Ellen erledigte den Schreibkram und ich nahm
meine Projekttätigkeiten wieder auf.
Unser Vermieter nutzte die Gelegenheit nochmal die
Beteiligung seiner potenten Investoren anzusprechen. Ich besprach die
Angelegenheit mit meinen Partnern. Als sie den Betrag hörten waren sie
begeistert.
Erkenntnis:
Begeisterung scheint das Hirn zu lähmen
Herr H. lies einen Vertrag durch einen befreundeten
Notar aufsetzen. Wir erhielten den Entwurf und sollten uns schnell entscheiden.
Erkenntnis:
Suche immer einen Notar Deiner Wahl!
Innerhalb von zwei Wochen war alles unter Dach und
Fach. Nun empfahl unser neuer Partner ein Steuerbüro in Ahrensburg. Hier hätten
die Alarmglocken eigentlich klingeln müssen. Unser alter Steuerberater hat
immer gut funktioniert.
Erkenntnis:
Wähle immer einen Steuerberater Deines Vertrauens!
Bei der ersten Gesellschafterversammlung empfahl Herr
Holz dem Anwalt und Notar Dr. M. ein
Darlehen über 300.000 DM mit einem angemessenen Zinssatz zu geben. Wir hätten
keinen Investitionsbedarf und Geld müsse schließlich arbeiten. Es handele sich
um einen Zessionskredit und sei daher besonders sicher. Alle Gesellschafter
stimmten zu.
Erkenntnis:
wenn Du nicht weist was ein Zessionskredit ist
mache Dich schlau bevor Du
zustimmst!
Nun überredete Herr H.
die Gesellschafter, das er seine kaufmännische Erfahrung gerne zur
Verfügung stellen würde. Für seine
Beratertätigkeit würde er 7.500 DM monatlich berechnen. Auch hier wurde
zugestimmt.
Durch neue Kunden wuchs unser Umsatz erheblich. Nun
wurde es Zeit einen angemessenen Firmensitz zu suchen. Herr Holz fand einen
solchen. In einem Neubau in Ahrensburg waren unseren Vorstellungen
entsprechende Räumlichkeiten. So wurden wir Mieter bei Notar Dr. M.
Der hatte unser Darlehen wohl richtig investiert. Die
Miete überstieg die von ihm zu zahlenden Zinsen.
Erkenntnis:
Durch Arbeit allein wird man selten reich!
Der neue Firmensitz
Wir bezogen die neuen Räume. Die Möblierung wurde von
der USM-Haller Niederlassung in Hamburg durchgeführt. Auch die Lichtinstallation
wurde vom Lieferanten geplant und installiert.
Eine Eröffnungsparty wurde geplant. Es war alles perfekt vorbereitet.
Wir engagierten einen rumänischen Künstler um unseren Gästen durch fantastische
Objekte einen Augen- und Sinnesrausch zu ermöglichen. Bei der Gästeliste fiel
mir auf,: die meisten Einladungen gingen an Banker und mögliche Investoren
unseres neuen Gesellschafters! Mit unserem Geschäft hatten diese sicherlich
nichts zu tun.
Die Einweihung wurde ein großer Erfolg. Die
Kunstobjekte wurden bewundert, das Büfett gelobt und Unmengen hochwertiger
Getränke konsumiert. Später kamen noch einige Ex-Kollegen der IBM vorbei. Gegen Mitternacht erschien Jan Fedder. „Bin extra gekommen damit ich
weiter zum Grünkohlessen eingeladen werde“ Typisch Jan.
Er unterhielt unsere illustren Gäste hervorragend.
Gaukler bleiben eben Gaukler!
Neue Kunden wurden gewonnen
Das Wort Vollbeschäftigung traf auf uns zu. In kurzer
Zeit gewannen wir neue Kunden und mussten neue Mitarbeiter einstellen. Nach
einigen Bewerbungsrunden fanden wir schnell geeignete Spezialisten. Nach einer kurzen Einweisung übernahmen sie
ihre Beratungstätigkeit bei den neuen Kunden. Einmal monatlich gab es ein
Treffen in der Geschäftsstelle. Kurze Statusberichte, Abgabe der Beratungsstunden
und Spesenabrechnung, Fragen zur Geschäftslage und ab in das Wochenende.
Das Arbeitsklima gefiel allen sehr.
Die Neuen hatten sich durch ihre fachliche Kompetenz
schnell einen guten Ruf geschaffen und Folgeaufträge sorgten für die Festigung unseres Kundenstammes.
Ellen musste ihre Filmaktivitäten fast vollständig
einstellen. Eine Sekretärin musste her. Es war ein gutes Gefühl wenn man in das
Büro kam und nur von der Sekretärin begrüßt wurde: alle machten Umsatz!
Zusammen mit einem Mitarbeiter führten wir eine
RZ-Studie in Hannover bei einer bekannten Versicherung durch. Morgens fuhren
wir gemeinsam von Ahrensburg zum Kunden. Ich führte die Interviews der
Mitarbeiter und Manager durch, während unser Mitarbeiter die Aufbau- und
Ablauforganisation untersuchte.
Mir fiel aus, dass die Mitarbeiter ziemlich
frustriert waren. Alle Versuche
Verbesserungsvorschläge zu machen wurden vom Management weitestgehend
ignoriert. Bei fast allen Studien konnte man diese Symptome feststellen. Die
Mitarbeiter verfielen in eine Art „innerer Kündigung“. Die Tagesarbeit wurde
gewissenhaft erledigt. Eine Beteiligung an Verbesserungen an Prozessen fand
nicht statt.
Die Tage in Berlin[
Die IBM Berlin suchte einen externen Berater für einen
Kunden. Die Anfrage ging an uns und ich flog nach Berlin. Der Kunde suchte für
den IT-Bereich einen kommissarischen Hauptabteilungsleiter für den IT-Bereich.
Dauer des Auftrags ca. drei Monate. Nach einem Gespräch mit dem zuständigen
Geschäftsführer des Unternehmens wurde der Vertrag geschlossen. Die Bedingungen
waren hinsichtlich der Aufgabenbeschreibung sehr gut, und drei Monate in Berlin
waren zu ertragen. Zu meiner Überraschung sollte ich schon am nächsten Montag
anfangen. Da die Reisekosten vom Kunden getragen wurden veranlasste ich
umgehend die notwendigen Flugbuchungen.
Ein Zimmer im Palace Hotel für fünf Tage wurde vom
Kunden reserviert. Auf ging es.
Berlin ich komme!
Ein Hotel wird
immer in meinen Erinnerungen bleiben, der Schweizerhof in Berlin. Als
ich meinen Job antrat wurde mir von einem anderen externen Berater der
Schweizerhof empfohlen. An einem Montag checkte ich im Hotel ein und bezog ein
sehr kleines Zimmer. Vor der Abreise am Freitag buchte ich für die nächste
Woche erneut. Ich sagte an der Rezeption: " ich hätte gerne wieder das
gleiche Zimmer, fand es genial den Fernseher mit dem Fuß auszuschalten".
Das muss die Dame an der Rezeption gereizt haben. In der
nächsten Woche hatte ich ein deutlich größeres Zimmer. Im Laufe meines
Einsatzes in Berlin wurde meine Unterbringung im Schweizerhof immer
komfortabler. Mein Hinweis: "ich brauche keine frischen Blumen, besonders
im Badezimmer" brachte mir die Einladung zum wöchentlichen VIP-Treffen
ein. Anfangs ein Vergnügen. Es gab freie Auswahl der Getränke, delikate
Häppchen und interessante Begegnungen. Einen Abend verbrachte ich damit das
Adressbuch von Chris Howland zu reparieren. Es waren meistens nette Leute, nur
wenn Dieter-Thomas Heck teilnahm ging ich lieber ins Kino oder arbeitete
länger. Der Typ war einfach zu laut!
Wochen später war ich von den endlosen Meetings beim
Kunden erschöpft und schlich mich im Hotel auf mein Zimmer. Minuten später rief
die Empfangschefin an: " Hallo, Herr Jäger! Kommen Sie heute nicht zum
VIP-Treffen?". Ich antwortete: " Fühle mich heute nicht
besonderes". Sie: "Oh, ich schicke sofort den Hotelarzt". Ade
schöner freier Abend!
Erkenntnis:
Ausreden sollten immer gut überlegt werden und ein VIP-Status erst recht
Die Arbeit in
Berlin gefiel mir sehr. Nur die öffentlich-rechtliche Welt musste erst erkundet
werden. Meine „Inthronisierung „ erfolgte im Rahmen einer Betriebsversammlung
des DV-Bereiches. Nach der Vorstellung durch den Geschäftsführer fielen
ziemlich harsche Bemerkungen durch den Personalratsvorsitzenden: „ wieso wird
ein Externer eingesetzt, haben wir nicht genügend qualifizierte Kandidaten im
eigenen Haus?“. Ein gelungener Start, oder?
Nach der Vorstellung sollte ein Treffen mit den drei
weiteren Geschäftsführern stattfinden. Ich
nahm mein Beratererkennungsmerkmal, den ledergebundenen Time Planer und
machte mich auf den Weg zur Hauptverwaltung. Der Personalratsvorsitzende folgte
mir und sagte: „ das war nicht persönlich gemeint. Gehört zum Ritual. Haben Sie
heute Abend etwas vor, wenn nicht, ich bin ab 20 Uhr in der Kneipe neben an.
Wir sollten uns mal unterhalten“.
Das Kneipentreffen war ein voller Erfolg. Der alte
„Fuchs“ gab mir wertvolle Hinweise über den Umgang mit den Führungskräften des
Unternehmens, Interpretation von Schriftverkehr und Verteilern. Wir
verabredeten regelmäßige Treffen. Unsere Zusammenarbeit war äußerst fruchtbar.
Erkenntnis: Höre auf weise Füchse!
Das Leben bestand überwiegend aus Meetings. Meine
Aufgaben im eigenen Bereich konnte ich erst spät abends erledigen. Als ich den
Schreibtisch meines Vorgängers inspizierte fielen mir diverse Protokolle und
Schreiben auf. Um einen Überblick zu erhalten nutzte ich ein PC-Programm für
die Kategorisierung und Erfassung offenbar wichtiger Informationen. Mehrere
Abende waren notwendig. Die erste Auswertung gab ein gutes Summary und ich
druckte mir das Ergebnis aus.
Schon beim nächsten Meeting erwies sich dieses Stück
Papier als Goldgrube. Der Projektleiter einer externen Unternehmensberatung
forderte zusätzliche Mittel, da
seitens unseres Unternehmens nicht vereinbarte Zusatzarbeiten angefallen seien.
Meine Frage: „ Haben Sie nicht im Meeting am xx.xx.xxxx zugesagt, das?“
brachten ihn in Bredouille.
„Außerdem möchte ich an Ihr Schreiben vom xx.xx.xxxx erinnern. Dort haben Sie
auf Seite Zwei, Punkt xxxx …..“ .
Er
machte umgehend eine Kehrtwende und ich wusste, dass meine Auswertung extrem
nützlich war. Bei späteren Projektmeetings wurde ich stets beobachtet. Das
Öffnen meines Planers reichte aus, dass nur noch belegbare Fakten besprochen
wurden.
Ein weiterer Kunstgriff war die Art meiner
Protokollierung.
·
Öffnen der Mappe
·
Blick auf die Uhr
·
Notieren Datum, Uhrzeit
und Thema
·
Knappe Frage: „Habe ich
Sie richtig verstanden............“
·
Denkend kurz zur Zimmerdecke schauen
·
Angebliches notieren
der Antwort
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Schließen der Mappe
·
Angedeutetes Lächeln
Erkenntnis: Nutze Deine Mittel uns setzte sie zu
Deinem Vorteil ein!
Der
Leiter der Anwendungsabteilung hatte ein schlimmes Alkoholproblem. Er war
morgens max. bis 9 Uhr ansprechbar. Ich verabredete ein tägliches Meeting um 8
Uhr mit ihm und erhielt wertvolle Hinweise über alle Anwendungen und Services.
Wenn in Meetings nach dem Anwendungsleiter gefragt wurde, entschuldigte ich ihn
mit der Bemerkung, er müsse dringende Aufgaben für mich erledigen. Das Problem
mit ihm musste unbedingt gelöst werden. Ein möglicher Ersatz war vorhanden,
hatte aber ein Personalproblem: kein abgeschlossenes Studium!
Ich
besprach die Thematik mit meinem Freund dem Personalratsvorsitzenden. Der
„alte“ Fuchs fand eine Lösung. Mit einigen taktischen Winkelzügen wurde der
Amtsinhaber zu meinem persönlichen Assistenten ernannt und der bisherige
Stellvertreter übernahm zunächst kommissarisch die Abteilungsleitung.
Die
fest mit Meetings ausgefüllten Tage erforderten Denkpausen. Ein nettes
Beispiel: ich sagte eine Meetingsteilnahme ab um für den nächsten Tag einige
Notizen zu verarbeiten. „Frau Müller, ich möchte in der nächsten Stunde nicht
gestört werden“ sprach es und machte mich mit meinen Unterlagen auf der
bequemen Couch in der Sitzgruppe breit. Schuhe aus, Aschenbecher heranziehen
und Gedanken, ToDo-Listen und weitere Notizen bearbeiten. Ein leises Klopfen an
der Tür. Noch war die „Freistunde“ nicht vorbei. „Herein“ Frau Müller schaute
mich verlegen an. „Oh, ich dachte Sie schlafen, der Geschäftsführer fragt, ob
Sie nachher vorbeischauen könnten“.
Mein
Vorgänger hatte wohl besondere Arbeitsweisen gepflegt.
Bei meinem Einsatz lernte ich auch andere
Unternehmensberater kennen. Mir fiel besonders Jens-Reimer Groß von der
Treuhand auf. Ein wahres Genie im Bereich der Kostenrechnung gesegnet mit
hintergründigem Humor. Wir wohnten im gleichen Hotel und gingen häufig mit
einem anderen Berater zum Abendessen in eine urige Berliner Kneipe. Dort gab es
stets wechselnde Eintöpfe und gut gezapftes Bier. Der Wirt war ein ziemlich knorriger
Typ und äußerst wortkarg. Ob das wohl ein echter Berliner war?
Wir saßen stets an der Theke, genossen unsere Suppen
(gekochte und gezapfte), und unterhielten uns prächtig. Uns gegenüber lief ein
Fernseher ohne Ton. Nach mehreren Gläsern fingen wir an die fehlende Akustik
mit eigenen Kommentaren zu versehen. Zunächst schaute der Wirt ziemlich
skeptisch, lud uns dann zu einer Runde ein und meinte: „Seid schon komische
Vögel, aber recht nett“. Nun hatten wir reservierte Stammplätze!
Als meine beiden Stammtischler eine Woche Urlaub
machten ging ich allein zu unserer geliebten Futterstelle. Der Wirt kam mit
einem dicken Gästebuch zu mir und zeigte stolz die Einträge prominenter Gäste.
General Clay zum Beispiel hatte offenbar mehrere Abende in der Kneipe verbracht
und sich im Buch lobend verewigt
„Ihr seltsamen Vögel müsst Euch auch eintragen“. Oh Gott
Gästebücher! Verzweifelt fing ich an nach möglichst treffenden Worten zu
suchen. Die leere Seite wartete auf einen Geistesblitz. Zunächst einmal Ort und
Zeit. Der Anfang war gemacht. Da kam plötzlich die Erleuchtung:
Werd ich vor's
Gästebuch gezerrt,
so denk ich mit Verdruss,
ich werde ins Klosett gesperrt,
obwohl ich gar nicht muss!
so denk ich mit Verdruss,
ich werde ins Klosett gesperrt,
obwohl ich gar nicht muss!
Dank Dir, Joachim Ringelnatz!
„Das
ist typisch für Euch komischen Vögel!“, er lachte und ich wurde mit einem
Freibier belohnt
Männer in Anzug und Krawatten trotzten dem Unwetter.
Eines Abends besuchten wir nach Feierabend unsere
Stammkneipe. Draußen war noch ein Tisch frei. Ein Rudel Freizeitrocker hatten
ihre Harleys malerisch geparkt. Schienen Rechtanwälte oder Ärzte zu sein. Als
unsere Suppenauswahl (Eintopf und Bier) serviert wurde ging ohne Vorankündigung
eine wahre Sintflut über Berlin nieder. Die Freizeitrocker nahmen ihre Teller
und Gläser und flohen panisch ins Innere des Lokals. Wir sicherten unsere
Biergläser mit Bierdeckeln. Teller mussten unsere Eintopfschalen vor
Verwässerung schützen. Stoisch löffelten wir unser Abendmahl. Der Wirt forderte
uns durch das Fenster auf unsere Stammplätze an der Theke einzunehmen. Mussten
wir ablehnen. Die „Rocker“ drückten sich die Nasen platt am Fenster.
Als
wir unser Mahl beendigt hatten nahmen wir das Geschirr und die leeren Gläser,
erhoben uns und gingen betont langsam in die Kneipe. Berater sind eben
abgebrühte Typen, oder?
Der Applaus der trockenen Gäste tat uns gut. Was ist
schon ein Unwetter gegen die Herausforderungen unseres Tagesgeschäftes?
Henning A. blieb die nächsten
drei Tage mit einer schweren Erkältung im Hotel.
Die halbe Seite....
Ich nutzte abends gerne die „publikumsfreie“ Zeit um
meine Termine für den nächsten Tag vorzubereiten. Dadurch konnte ich mir immer
Freiräume schaffen. Gegen 19.30 Uhr rief ich bei Jens-Reimer an: „Wann machst
Du Feierabend?“. „Ich brauche noch etwas Zeit, bin dabei eine Vorlage für die
Geschäftsleitung zu erstellen“.
Langsam stellte sich ein Hungergefühl ein und ich ging
in sein Büro. „Na, wie läuft es, ich brauche eine Atzung“. „In einer halben
Stunde bin ich fertig und wir können los“. Gute Aussichten!
Ich schlenderte zurück in mein Arbeitszimmer. Mein
Tagespensum war erfüllt und etwas Neues anzufangen lohnte sich nicht. Nach 45
Minuten kam Jens-Reimer mit einem Blatt Papier herein: „Kannst Du Dir das mal
kurz anschauen, ich bin fertig.“
Ungläubig schaute ich auf das „Machwerk“, eine halbe
Seite? Dafür stundenlange Arbeit? Vor mir lag eine perfekte Vorlage für
weiteres Vorgehen bei der Kostenrechnung. „Ich habe das Ganze etwas
komprimiert, es war für eine Entscheidungsvorlage zu lang“
Erkenntnis: in der Kürze liegt manchmal die Würze
Hamburg-Berlin mit Überraschungen
Jens-Reimer hatte sich
einen 7er BMW gekauft, und wir verabredeten eines Tages zusammen nach
Berlin zu fahren. Wir hatten geplant um 7 Uhr in Eimsbüttel zu starten. Ich
hatte meine Sachen gepackt und trank den letzten Schluck Kaffee. Gleich würde
es klingeln. Keine Türklingel war zu hören. Es war bereits 7:20 Uhr. Ob er wohl
verschlafen hatte? Ich rief bei ihm an. Keine Antwort, also war er auf dem Weg.
Um 7:50 Uhr ertönte unsere Haustürklingel. „Ich hab
mich verfahren, sorry“.
Vorsichtshalber informierte ich meine Berliner
Sekretärin: „ Guten Morgen, Frau Müller, sagen Sie bitte meinen Termin beim
Geschäftsführer ab. Ich bin etwas spät dran“.
Ein Wochenanfang
der ungeliebten Art!
Wir erreichten unser Ziel fünf Minuten vor dem Start
der vereinbarten Meetings. Ich hatte ja vorsorglich abgesagt, aber Jens-Reimer
hatte in wenigen Minuten einen Termin. Seelenruhig öffnete er den Kofferraum,
händigte mir meine Tasche und einen großen Picknickkorb aus. Ein Picknickkorb?. Wir gingen in mein Büro und
mein Kollege begann den Inhalt des Korbes auf dem Tisch auszubreiten. Kalte
Hähnchenschenkel, diverse Auflagen, frische Brötchen und eine Flasche Wein. Ich
schaute ihm fassungslos zu und schaute auf die Uhr. „Jens-Reimer Dein Meeting
begann vor drei Minuten! Was machst Du hier eigentlich?“. „Ich mache einen
neuen Termin, jetzt frühstücken wir erst einmal gemütlich“.
Ein Gemüt wie
ein Schaukelpferd hatte dieser Kerl!
Erkenntnis: Auch Prioritäten haben nicht immer Priorität
Wo bleibt der Kerl nur?
Als professioneller Frühaufsteher saß ich um kurz vor
sieben Uhr an meinem Schreibtisch. Der Tagesplan war optimal vorbereitet und
ich schaute mir die Informationen des IT-Berichtswesens an. Um 9:30 Uhr hatte
ich ein Treffen mit Jens-Reimer verabredet. Der schlief gerne etwas länger und
genoss gerne das Frühstücksbuffet im Hotel. Ich rief gegen 9:00 Uhr in seinem Büro an. Niemand da! Zur
vereinbarten Zeit ging ich zu seinem Zimmer. Nanu, leer? Hatte wohl
verschlafen!
Als er um 10:00 Uhr noch nicht im Hause war, wurde ich nervös. Ich rief im
Schweizerhof die Rezeption an. „Herr Groß muss noch in seinem Zimmer sein. Der
Schlüssel ist nicht bei uns. Haben Sie sein Zimmertelefon schon versucht?“ Gute
Idee, ich wählte also seine Zimmernummer. Freizeichen! Ob dem Kerl etwas
passiert war? Nach zwei weiteren Versuchen ohne Erfolg bat ich die Rezeption
des Hotels jemand zu Jens-Reimer hoch zuschicken.
Eine Stunde später kam er in mein Büro gestürmt:“ Was
ist Dir denn da wieder eingefallen. Ich konnte gestern Nacht nicht einschlafen
und habe mir Ohrstöpsel eingesetzt und eine Schlafmaske benutzt. Kannst Du Dir
vorstellen wie es ist, wenn Dich jemand wachrüttelt und Du nichts hörst und
siehst? Ich habe fast einen Herzinfarkt erlitten!“
Erkenntnis: Fürsorge kann zu
Übertreibungen führen!
Erfahrungen als kommissarischer Hauptabteilungsleiter
Ich
hatte nicht damit gerechnet, dass mein Auftrag in Berlin so lange dauern würde.
Beim Start wurde von zwei bis drei Monaten gesprochen, da die Stelle längst
ausgeschrieben war. Anscheinend war niemand interessiert. Nun saß ich also in
diesem überdimensionierten Büro. Betreut von zwei eifrigen Sekretärinnen. Der
Tagesablauf bestand fast ausschließlich aus Meetings. Dass bedeutete sportliche
Höchstleistung. Das DV-Gebäude war ca. 400 Meter von der Hauptverwaltung
entfernt.
Beispiel eines Tagesablaufs:
Beispiel eines Tagesablaufs:
07:00
Uhr Ankunft und Vorbereitung auf das Tagwerk
09:00 Uhr Morgenbesprechung beim Geschäftsführer: Teilnehmer alle Hauptabteilungsleiter und einige Referenten. Gelaufen 400 Meter
09:00 Uhr Morgenbesprechung beim Geschäftsführer: Teilnehmer alle Hauptabteilungsleiter und einige Referenten. Gelaufen 400 Meter
10:00
Uhr Morgenbesprechung DV-Bereich. Teilnehmer alle Abteilungs- und
Projektleiter. Gelaufen 800 Meter
11:00
-11.30 Uhr Postbearbeitung.
11:30-12:00
Uhr Mitarbeitergespräche
12:00-
12:45 Uhr Mittagspause in der hervorragenden Kantine der Hauptverwaltung.
Gelaufen 1200 Meter
12:45-
13:30 Uhr Postbearbeitung und Telefonate
13:30-
15:00 Uhr Diverse Projektmeeting in der Hauptverwaltung. Gelaufen 1600 Meter
15:00-17.00
Uhr Alles was so anfiel. Gelaufen 2000 Meter
17:00
Uhr Endlich war das Haus leer bis auf
die Mitarbeiter des Rechenzentrums. Start
der Kreativphase bis 20:30 Uhr oder später.
Erkenntnis:
es läuft doch, oder ?
Interne Querelen
Man
blieb für die festangestellten Mitarbeiter oft der misstrauisch beobachtete
„Externe“. Gerüchte über die exorbitante Vergütung sorgen oft für Neid und
Missgunst. Ein Erlebnis der besonderen Art:
Der
Hauptabteilungsleiter Finanzen lud zu einem Meeting ein. Thema Projektkosten.
Teilnehmer waren mehrere externe Projektleiter von anderen
Unternehmensberatungen und ich in meiner
Funktion als kommissarischer DV-Leiter. Zunächst verlief das Treffen
ziemlich harmonisch. Gegen Ende der Veranstaltung fing der Finanzhäuptling an
sich über die hohen Honorare und dem geringen Nutzen externer Berater zu
polemisieren.
Ich
wartete bis die anderen Teilnehmer aufbrachen und blieb zu seiner Überraschung
einfach sitzen. „Ist noch irgendwas?“. „Ja, wir sollten gemeinsam zum
Geschäftsführer gehen. Ihre Äußerungen über externe Berater zeigen, das eine
Zusammenarbeit kaum möglich ist“. Er wurde leichenblass. „Sie waren doch nicht
damit gemeint“. Da war das letzte Wort noch nicht gesprochen. Hier gab es eine
offene Rechnung.
Wie
sagte schon Sun Tsu: „ Im
Kriege ist es von größter Wichtigkeit, die strategischen Pläne des Feindes zu
durchkreuzen“. Das war sicherlich nicht das letzte Gefecht. Schon Tage später
gab es erneut Querelen mit dem Herrn.
Ich
erhielt nach Feierabend Besuch in meinem Büro. Herr Block, der Bürobote bat um
ein Gespräch. Das war ungewöhnlich. Wir hatten kurz bei meiner
„Inthronisierung“ miteinander gesprochen. Ich sah ihn oft mit seinem Rollwagen
auf den Fluren. „Hallo, Herr Block, was führt Sie zu mir?“. Sichtlich erregt
schilderte er sein Problem. Ich musste mich gewaltig zusammenreißen um nicht
loszuprusten. „ Immer stoße ich auf den Fluren mit Leuten zusammen. Ich kann
nicht so laut rufen und alle ignorieren mich.“. Hier musste sofort eine Lösung
gefunden werden, aber welche?
„Haben
Sie eine Idee wie man dieses Problem lösen kann?“. „Ich habe bei Material nach
einer Fahrradklingel gefragt. Da es keine Materialnummer gab wurde meine Bitte
abgelehnt“
Erkenntnis: immer ernst bleiben dann findet sich
eine Lösung
„So ein
Unsinn. Ich habe morgen ein Treffen im KdW. Die
werden sicherlich Fahrradklingeln haben. Ich bringe Ihnen eine mit“.
Zufrieden verließ er das Büro. Ich beschloss Feierabend zu machen. Dieses
Gespräch hatte mich erschöpft.
Meine
pragmatische Problemlösung führte erneut zu einem Zusammenstoß mit dem Hauptabteilungsleiter
Finanzen. Nach einem Meeting kam er auf mich zu: „Also hören Sie, Sie können
nicht einfach eine Fahrradklingel besorgen. Das ist in unserem Materialwesen
nicht vorgesehen“.
Ich
traute meinen Ohren nicht. War der Kerl nun total übergeschnappt? „Die
Fahrradklingel war ein persönliches Geschenk an einen Mitarbeiter. Ihr
Materialwesen ist nicht in Gefahr. Wir haben sicherlich andere Probleme,
oder?“. Meine lächelnde Antwort ließ ihn verstummen.
Diese
Korinthenkackerei brachte ihn auf Position 1 meiner Abschussliste. Wir hatten wirklich andere Prioritäten. Es
gab keine geeigneten Daten für die Kapazitätsplanung. Die Geschäftsführung
hatte Aussagen zu diesem Thema angefordert. Nach einem Monat hatten wir
genügend Informationen und erstellten die ersten Auswertungen. Es zeichnete
sich ab, dass wir keinen unmittelbaren Bedarf zur Anschaffung einer größeren
CPU hatten. Bei der nächsten Sitzung präsentierte ich die Ergebnisse und fuhr
beruhigt in den Urlaub.
Erfahrung: manchmal versagt das bewährte
Bauchgefühl
Nach meiner Rückkehr war ich überrascht zu hören,
dass die Geschäftsführung einen überdimensionierten Rechnerkomplex geordert
hatte. Die Geschäftsführer waren während meiner ersten Urlaubswoche auf
Einladung der IBM mit ihren Ehefrauen in New York. Ich kannte diese Art von
Reisen, und wusste ich hatte verloren. Die Company hatte den Trip perfekt
organisiert und geschickt das Thema auf
Investitionen bei einem gepflegten Mahl
zur Sprache gebracht.
Erkenntnis: zwei Seelen in meiner Brust. Mein Auftrag + die
Sicherstellung meiner IBM-Pension
Meine Position als Hauptabteilungsleiter der DV war nicht unkompliziert. Dauernd erhielt ich Einladungen von Firmen. Amdahl hatte z.B. eine wunderbare Golfwoche in Timmendorf im Angebot. Es waren zwei Programmversionen beigefügt. Einmal die Abschlagzeiten und diversen Unternehmungen, und für die Abrechnung ein strammes Programm mit Vorträgen und Präsentationen. Sehr praktisch, oder?
Ich lehnte höflich aber bestimmt aus Termingründen ab. Wenn ich die Einladungen zum Essen alle angenommen hätte, würde ich bei PanAm Tickets mit einer Frachtmaschine reservieren müssen.
Meine
Absagen hatten sich nach einigen Monaten wohl herumgesprochen und die Zahl der
„Einladungen“ wurde geringer.
Erkenntnis:
bestimme selbst über Deine Zeit
Eine Aufgabe für das ganze Leben?
Die ursprünglich geplante Zeit als kommissarischer
DV-Leiter war längst abgelaufen. Es wurden zwar gelegentlich Bewerber
eingeladen, aber eine Entscheidung gab es nicht. Mir gefiel meine Aufgabe, aber
ich wollte meinen Lebensabend nicht in Berlin verbringen. Es war zwar recht
komfortabel: 1-Klasse Flüge Hamburg-Berlin-Hamburg, Sternehotel, Dienstwagen
und viele weitere Annehmlichkeiten.
Aber das Privatleben war auf die Wochenenden
limitiert. Freitags Abflug und treffen mit Freunden in unserer Stammkneipe.
Herrlich mal andere Leute über die wirklich wichtigen Dinge im eben zu hören.
„Hast Du das das letzte Tor von St.Pauli......, mein Wagen verbraucht sehr viel
Sprit....., Agnes hat glaub ich einen Neuen“
Erkenntnis:
es gibt nicht nur Arbeit, oder?
Die Wochenenden
Samstage waren der Friseur und Einkaufsbummel mit
Ellen im Plan. Abends wurden Einladungen
wahrgenommen, oder sich mit Freunden bei uns getroffen.
Sonntags saß ich meistens am Schreibtisch und
bereitete mich auf das Montagspensum in Berlin vor. Aufregend!
Montags die erste Maschine nach Berlin. Bei einem
dieser Abflüge stand ein Ehepaar vor mir auf der Rampe. „Du Schatz, die
Maschine sieht aber reichlich alt aus“. Ich: „Die werden regelmäßig gewartet.
Ein Eingang hängt ein Zertifikat über Wartungsintervalle“. Kurze Pause.
„Abgezeichnet von Otto Lilienthal“. Reichlich verwirrt bestiegen sie die
alte 727.
Erkenntnis:
manche Menschen haben keinen Humor, oder?
Der Mauerfall
Als Stammgast im Schweizerhof wurde man immer
aufmerksam behandelt. Eines Tages sprach mich die Empfangschefin an: „Wir haben
ein kleines Problem mit der Belegung Ihrer Etage. Alle Zimmer bis auf Ihres
wurden von amerikanischen TV-Sendern gebucht. Es kann dort etwas hektisch
zugehen. Soll ich Sie umbuchen?“. Da ich meine Siebensachen übers Wochenende im
Zimmer lassen durfte, lehnte ich den Umzug ab.
Was wollten die TV-Crews eigentlich in Berlin? Die
Türen ihrer Zimmer standen meistens offen und man konnte eine große Zahl von
TV-Equipment sehen. Die Fernsehleute hatten sich an meine Anwesenheit gewöhnt,
und verrieten nicht warum sie in Berlin waren.
Am 10. November 1989
flog ich wie gewohnt von Tegel nach Hamburg. Ich wunderte mich über die
Lichter im DDR-Gebiet. Normalerweise war es beim Überflug immer dunkel. Der
Pilot klärte uns auf: „Soeben ist die Mauer in Berlin durchlässig geworden“.
Ich hätte ein Jahresgehalt gewettet, dass das nicht so
plötzlich geschehen würde. Nach der Ankunft wurde sofort der Fernseher
eingeschaltet. Was für ein historischer Moment!
Wussten die amerikanischen TV-Leute vorher Bescheid?
Das konnte doch kein Zufall sein. 14 Tage vor dem Mauerfall rückten alle großen
Sender an?
Am nächsten Montag war das Tagesthema natürlich dieses
historische Ereignis. Ich beschloss am Abend mir die Schauplätze anzuschauen.
Das Brandenburger Tor war das erste Ziel. Rechts neben dem Tor war ein Wachhaus
der Volkspolizei. Ein Beamter verlangte meinen Ausweis. Er studierte ihn
ziemlich lange und fragte: „Sie haben keine Kinder, Herr Jäger?“. Alarm:
Stasi!! Mir war nicht gerade wohl. „50 Meter von hier ist eine Filiale der
Staatsbank der DDR. Dort können Sie Geld einwechseln. Ich wünsche einen schönen
Aufenthalt“.
In der Wechselstube erklärte mir die Dame am Schalter:
„Wir können z.Z. nur 50 DM-Scheine wechseln“. Ich erhielt gegen Quittung die
DDR-Noten, bedankte mich und betrat dieses unbekannte Terrain. Erster Eindruck:
das Licht der Straßenlaternen war sehr schwach und es waren kaum Menschen zu sehen.
Vor der sowjetischen Botschaft war es extrem dunkel. Ich wich lieber auf die
andere Straßenseite aus. Man konnte ja nicht wissen!
Etwas weiter war ein Lokal. Eine erste Pause schien
angebracht zu sein. Ein Bier oder Kaffee würde mir Zeit zum Sammeln meiner
Gedanken geben. Das Lokal war gähnend leer. „Haben Sie eine Reservierung?“
Reservierung? Der Laden wartete geradezu auf
zahlende Gäste! Ich musste weiter, mich wollten sie nicht akzeptieren.
Am Alexanderplatz stieß ich auf eine hell erleuchtete
Bar. Wirklich schicker Laden. Durch das Fenster konnte ich zwei Barkeeper und
vor dem Tresen zwei Gäste sehen. Schnell rein, grüßen und ein frischgezapftes
Bier bestellen. „Wir schließen gleich um neun Uhr“. Ich schaute auf meine Uhr.
20.45 Uhr!. So lange würde das Zapfen nicht dauern, oder?
Auch hier kein Erfolg. Mein Blick fiel auf eine
Leuchtreklame im Haus gegenüber: Internationaler Journalisten Club. Das schien
die Lösung zu sein. Ich war ja immerhin Redakteur der Schulzeitung gewesen. Oh
Wunder, ich wurde ohne Reservierung eingelassen. Für meinen Mantel verlangte
man an der Garderobe zehn Pfennig. Ich zeigte meine eingewechselten DDR-Noten.
„Zehn Pfennig West, bitte“. Das Wort International war nicht umsonst. Leider
hatte ich kein passendes Kleingeld. Ein zehn DM-Schein wurde entgegen genommen
und ich erhielt 9,90 RM Ost zurück. Ich war jetzt stolzer Besitzer von 59,90
Ostmarkt.
Am Platz orderte ich ein frisches Bierchen. „Bier ist
leider aus, ich kann Ihnen aber einen hervorragenden bulgarischen Rotwein empfehlen“.
Erkenntnis:
In der Not frisst der Teufel Fliegen....
Ich
hatte selten in meinem Leben einen schlechteren Wein gekostet. Abgerechnet
wurde natürlich in DM.
Frustriert
verließ ich die ungastliche Stätte. Mir reichte der Ausflug in den Sozialismus.
Nur schnell zurück in die wahre Welt. Aber nicht zu Fuß. Vor dem Hotel Berlin
standen mehrere Taxen. „Bitte einmal zum Brandenburger Tor“. Ich traute meinen
Ohren nicht: „Wir haben gleich Feierabend!“
Weiter
ging die Wanderung zur Oper. Westberliner Taxen fuhren vor und ihnen entstiegen
festlich gekleidete Menschen. Die Erlösung!. Irrtum: „Wir dürfen keine
Fahrgäste in Ost-Berlin aufnehmen“ Die Welt hatte sich anscheinend gegen mich
verschworen. Bei der sechsten Abweisung reichte es mir. Ich setzte mich schnell
auf den Beifahrersitz der West-Taxe. „Wir dürfen........“. „Interessiert mich
nicht, ich will zurück nach West-Berlin. Koste es was es wolle“. Der Fahrer
hatte meine Verzweiflung gesehen und meinte er müsse dann einen anderen
Grenzübergang nehmen. Egal, nur weg hier!
Ein
herrliches Gefühl wieder in der zivilisierten Welt anzukommen. Ein Polizeiwagen
schnitt uns. Der Taxenfahrer drückte auf den Knopf eines kleinen Kastens auf
dem Armaturenbrett und man hörte infernalisches Maschinengewehrfeuer. „Was ist
denn das?“ „Hab ich aus den USA mitgebracht. Kann auch Stalinorgel und
Granatwerfer“. Die Müdigkeit war verschwunden. Wir kurvten 30 Minuten durch die
Stadt und ich schoss mir den Frust vom Leibe.
Erkenntnis: auch kleine Sachen können Freude
machen!
Der
Mauerfall brachte viele Veränderungen. Wir besuchten in Ost-Berlin ein
Reparaturwerk für Straßenbahnen. Eine Zusammenarbeit der Verkehrsbetriebe Ost
und West sollte untersucht werden.
Nach
der Begrüßung durch den Werksleiter besichtigten wir die Werkshallen. Überall
wurde fleißig gearbeitet. Ein wie neu aussehender Triebwagen war kurz vor der
Auslieferung. „Das Fahrwerk ist von 1936. Wir haben es komplett saniert“ sagte
einer der Monteure.
Erkenntnis: Wäre in unserer Wegwerfgesellschaft nie
passiert, oder?
Der
stellvertretende Werksleiter erklärte bei einem Kaffee unter welchen
Bedingungen das Werk arbeitete. „Nehmen Sie zum Beispiel einen Elektromotor.
Den können Sie bei sich „drüben“ für rund 70,00 DM kaufen. Wir entwickelten
eine besondere Methode um die vorgegebene Stückzahl zur Lieferung an die
Sowjet-Union sicherzustellen.“ Er nahm einige Zuckerwürfel und zeigte uns die
Ostmethode. „Hier ist ein Teil des Motors, Wert 15 Pfennig. Hier füge ich an
anders Teil für 27 Pfennig hinzu. Gesamtwert nun 42 Pfennig. Beide Teile werden
nun mit Faktor zwei bewertet. Macht nun 84 Pfennig. Nun kommt ein drittes Teil
hinzu. Wert 1,12 RM. Das macht nun 1,96 RM mal zwei.“.
Diese
Kalkulationsmethode kannte ich bisher nicht. „Wir liefern den fertigen Elektromotor
für einen Endpreis von 487,12 RM an unsere Brüder in Moskau und erhalten im
Rahmen der internen Verrechnung im COMECON z.B. Öl oder andere wichtige
Rohstoffe.“ Er lächelte fein.
Es war
unglaublich. Auf der Rückfahrt nach Westberlin wurden die Eindrücke diskutiert.
„Den Laden sollten wir auf keinen Fall übernehmen. Ist ja total veraltet. Und
diese Betriebskindergärten und anderen sozialistische Errungenschaften sind
doch überflüssiger Ballast. Wir haben
doch andere Angebote von renommierten Anbietern. Der Laden sollte unbedingt
geschlossen werden!“
Das
würde bedeuten 850 Mitarbeiter auf die Straße zu setzen. Schöne Aussichten!?!
Erkenntnis: Wo gehobelt wird, fallen....
Das Ost- West Gefühl, oder welche Sprache hilft bei der Kommunikation
Ich hatte mir bisher kaum Gedanken über die sogenannte
Wiedervereinigung gemacht. Die Auswirkungen auf die Menschen im Osten schienen
größer zu sein als ich dachte[HJ3] .
Windige Versicherungsvertreter hatten ihr für die
Werbung on Familienmitgliedern, Freunden und Bekannten Boni angeboten. Ich
konnte nur warnen.
Die Tage in Eschborn
1992 erhielten wir einen Auftrag von der Deutschen
Bank. In Eschborn sollten die Prozesse des Systems Management optimiert bzw.
erweitert werden. Ich übernahm diese Aufgabe.
Ein Schreibtisch mit dem erforderlichen Equipment wurde
schnell gefunden. Die Dokumentationen waren auf dem neusten Stand. Nach ersten
Gesprächen mit den zuständigen Mitarbeitern nutzte ich die Zeit die
Ablauforganisation des Bereiches auf Optimierungspotential zu analysieren. Es
gab einiges zu tun.
Ich präsentierte meine Vorschläge und das Projekt
konnte starten. Wieder hieß es Montag der erste Flug nach Frankfurt und
freitags zurück. Wie gewohnt minimierte ich die Zeit in den diversen Hotels und
nutzte die Zeit lieber für Projektarbeiten. Oft saß ich bis spät nachts in der
17. Etage und genoss die Ruhe im Büro.
Wir kamen gut voran. Die DB-Mitarbeiter waren sehr
arbeitswillig, aber es gab keine gezielten Vorgaben vom Management. Es fehlte jedes
Projekt-Controlling. Ich gab meine Statusberichte stets pünktlich ab, es
erfolgte jedoch keine Reaktion.
Erkenntnis: Selbstkontrolle ist
erforderlich
Es fiel mir auf, dass eine große Anzahl externer
Unternehmensberater im Tagesgeschäft eingebunden waren. „Mein Projekt ging
irgendwann zu Ende und ich übernahm die Umsetzung. Das war vor drei Jahren“.
Ich traute meinen Ohren nicht. Das war nicht mal ein Einzelfall!
Bei den monatlichen Projektmeetings waren mehr als 80 %
der Teilnehmer externe Berater. Ein wahres Umsatzparadies!
Der IT-Vorstand hatte beschlossen die gesamte
Installation auf IBM umzustellen. Plötzlich liefen überall Inder herum. „Die
stellen die Programme um“. Ich erhielt einen Anruf des zuständigen
Projektleiters: „Können Sie eine Problemübersicht aller nicht-IBM Hardware der
letzten drei Jahre erstellen?“. Ich machte mich an die Arbeit und präsentierte
das Ergebnis nach drei Tagen. „Das ist ja großartig. Ich hätte Sie gerne im
Projekt“. Mein Hinweis auf meinen derzeitigen Auftrag ignorierte er. „ Wir
haben höchste Priorität und ich werde Ihre „Versetzung“ sofort in die Wege
leiten“
Der Anruf hatte die erhoffte Wirkung. Ich übergab die
Projektleitung an meinen Stellvertreter, versprach einen Vormittag pro Woche
vor Ort zu sein und ging zu meinen neuen Arbeitsplatz.
Dort erwartete mich eine große Überraschung. Mir wurde
ein Ex-Kollege aus Hamburg vorgestellt. Waldemar von Kocemba hatte mir während
meiner Zeit in Hamburg oft geholfen problematische Situationen zu überstehen.
Er war immer doch der große Bär. Wir besprachen unsere
weitere Zusammenarbeit und natürlich über alte Zeiten.
Später fragte ich den DB-Projektleiter wie er auf
Waldemar gekommen sei. „Ich habe vor Jahren einen Vortrag von ihm besucht und
war sehr beeindruckt. Als dieses Projekt freigegeben wurde habe ich Herrn von
Kocemba bei der IBM gesucht. Das Telefonat werde ich nie vergessen. Er war
bereit mitzuarbeiten, hatte jedoch einige Bedingungen:
- · Seine Bücher mussten mit nach Eschborn. Das dafür ein Transporter nötig war zeigt wie viele es waren
- ·
Sein Klavier musste unbedingt mit
- · Keine Hotelunterbringung. Wir haben ein Apartment in einem Schloss in der Nähe für ihn besorgt
Die Zusammenarbeit mit Waldemar machte mir viel Spaß. Wir erledigten alle Aufgaben in kürzester Zeit und die Umstellung konnte erfolgreich abgeschlossen werden.
Ich kehrte zurück zu dem Ursprungsprojekt. Es war
erstaunlich, dass seitens des DB-Managements Arbeitsergebnisse niemals
kontrolliert wurden. Ich gab meine Projektberichte weiterhin stets pünktlich
ab, es erfolgte nie eine Nachfrage.
Ich traf eines Abends zwei Ex-Kollegen aus meiner
IBM-Zeit im Hotel. Wir plauderten über alte Zeiten, und ich erzählte von meinem
Projekt.
Dieses Gespräch führte in der folgenden Woche zu
merkwürdigen Ereignissen. Als ich montags in Eschborn ankam, wurde ich von
einem DB-Manager schon am Eingang abgefangen. „ Haben Sie erzählt, dass wir
kein effizientes Projekt-Controlling durchführen?“ Herr Faltenbacher von der
IBM hat eine Präsentation vor dem Vorstand gehalten und erzählt, er hätte diese
Information von einem Ex-Kollegen, der hier z.Z. tätig ist“
Das war ja ein schöner Empfang. In Gedanken war ich
schon auf dem Rückflug. Man würde mich sicherlich „feuern“. In Erwartung des
Unvermeidlichen ging ich im mein Büro. Wann würde der Anruf kommen, der meine
Tage bei der Deutschen Bank beenden würde?
Ich wartete die ganze Woche. Keine Reaktion!
Merkwürdig! Was lief da hinter den Kulissen?
Freitag vor der Rückreise bat ich um einen Termin beim DV-Leiter. Man
würde sich bei mir melden!
In der nächsten Woche erfuhr ich dann telefonisch, dass
mein Auftrag erweitert wurde. Ich war nun für das IT-Projekt-Controlling
zuständig. Da musste weiter oben etwas falsch verstanden wurden. Ich hatte
diese Aufgabe eigentlich bei der Bank gesehen.
Erkenntnis:
Das Leben ist manchmal seltsam
Es blieb mir nichts anderes übrig, ich musste den Job
akzeptieren. Es lief wie gewohnt, meine Projekt-Berichte wurden unkommentiert
entgegen genommen. Also ergab ich mich meinem Schicksal. Mein Vertrag lief
ohnehin nur noch drei Monate. Kurz vor Auslaufen des Vertrages bat ich um ein
Abschlussgespräch. Wie erwartet keine Reaktion. An meinem letzten Tag
verabschiedete ich mich von den Mitarbeitern und trat die Rückreise erleichtert
an.
Ellen freute sich, dass ich jetzt nicht mehr die ganze
Woche unterwegs war. Am Montagmorgen saßen wir beim Frühstück als das Telefon
klingelte. „Wo bleiben Sie?“ Der DV-Leiter der Deutschen Bank war hörbar
erregt. „Herr Hoppen, ich habe mehrfach versucht Sie zu erreichen. Mein Vertrag
ist ausgelaufen und ich habe alle Unterlagen einem Ihrer Mitarbeiter
übergeben“. „Über Ihren Vertrag bestimmen letztendlich wir. Ich erwarte Sie
umgehend in Eschborn“. Er legte den Telefonhörer auf.
Ich hatte schon einiges im Leben erlebt, aber dieser
Anruf war der Gipfel. Obwohl der bestehende Vertrag ein festgelegtes
Vertragsende beinhaltete, musste ich lernen, dass die Deutsche Bank wohl solche Nichtigkeiten
ignorierte.
Die Angelegenheit musste geklärt werden. Ich beschloss
am nächsten Montag nach Frankfurt zu fliegen und mir die Vorstellungen des
Herrn Hoppen anzuhören. Der Rückflug war für den Abend gebucht.
Ich hatte einen Paris-Urlaub heimlich gebucht, um Ellen
zu überraschen. Nach meiner Rückkehr am Montag
wollte ich sie bitten einige Sachen zu packen, denn ich müsse für einige
Tage nach Paris und sie solle mich begleiten.
In Eschborn wurde mir ein neues Projekt angeboten:
Kapazitäts- und Space-Management. Die Tagessätze waren verlockend, und ich
vergaß meinen Ärger schnell. Ich vereinbarte einen Start nach dem Paris-Urlaub.
Paris wir kommen
Als ich Ellen mit den Neuigkeiten überraschte war sie
Feuer und Flamme. Unsere Nachbarn übernahmen die Katzenbetreuung und wir
machten uns am nächsten Morgen auf den Weg nach Paris. Ich hatte das Hôtel Plaza Athénée ausgesucht. Freunde hatte es mir empfohlen.
Die Lage des Hotels war ideal für unsere Erkundigungen.
Nun begann das Programm: Eiffelturm,
Bootsfahrten, Champs Elysees und
mehr. Die Füße qualmten. Als wir abends zum Hotel zurückkehrten kamen wir ein
einem Bistro vorbei. Ellen überkam beim Anblick automatisch Hunger. Also blieb
mir nichts anderes übrig.
„Haben Sie reserviert?“. Einen Tisch in einem Bistro reservieren?
Die Geschäftsführerin hatte unsere Diskussion am Eingang wohl gehört. „Wir sind
total ausgebucht. Es gäbe nur eine Möglichkeit. Vor der Küche ist ein Tisch für
das Personal. Es geht dort allerdings sehr hektisch vor“. Ellen nickte
begeistert. Hunger macht manchmal tolerant, oder?
Der Tisch war einmalig. Eingezwängt unter eine Treppe
flog permanent die Schwingtür der Küche gegen ihn. Das Essen war wirklich
wunderbar. Beim Hauptgang hatten die emsigen Ober uns bemerkt und grüßten jedes
Mal freundlich.
Als ich um die Rechnung bat, erschien die
Geschäftsführerin zu unserer Überraschung. „Sie wollen doch nicht gehen ohne
unsere Desserts auszuprobieren. Ganz Paris lobt uns dafür“. „Aber wir sind
wirklich satt und sehr zufrieden“. Unser Hinweis wurde ignoriert. Ein Tablett mit Proben aller
Desserts wurde serviert. „Nun probieren Sie einmal. Jean de Charlosse zu besuchen ohne Desserts?
Sie lächelte und wünschte guten Appetit. Die kleinen Schälchen und Teller boten
die besten Nachspeisen meines Lebens.
Die Rechnung wurde von der Geschäftsführerin
überbracht. „Nun wie haben unsere kleinen Leckereien gemundet? Sie sah unsere
leuchtenden Augen. „ Schön, dass Sie trotz des unmöglichen Tisches zufrieden sind“. Ich nutzte
die Gelegenheit: „Meine Frau hat in zwei Tagen Geburtstag. Wir würden den gerne
in Ihrem Restaurant feiern. Ist das möglich?“
„Wir sind wirklich auf Wochen ausgebucht, aber ich werde mal
sehen, ob wir etwas arrangieren können“
Sie kam zurück und teilte mit: „Ein Tisch für Sie ist
reserviert. Dieses Mal nicht unter der Treppe“.
Im Hotel unterhielten wir uns mit anderen Gästen an der
Bar. Wir erzählten von unserem Restaurantbesuch. „Sie waren ohne Reservierung
im Jean de Carlosse? Wir haben es mehrfach versucht. Man muss mindestens sechs
Wochen vorher reservieren“.
„In zwei Tagen feiern wir den Geburtstag meiner Frau dort“
Andächtiges staunen.
Der nächste Tag war für eine Shopping-Tour eingeplant.
Langsam wurden meine Füße zu Folterwerkzeugen. „Wenn wir in das Hotel
zurückkommen, mache ich einen TV-Nachmittag. Sie übertragen ein Golf-Tournier“.
Meine holde Gattin, selig über die Einkäufe, stimmte großzügig zu.
Es war ein Genuss, Schuhe aus, Fernbedienung greifen
und nur so vor sich hin liegen.. „Ich gehe in die Lounge und trinke Tee“. Mir
recht!
Nach zwei Stunden wurde ich unruhig. „Wo blieb Ellen?
Ich zog schweren Herzens die Schuhe wieder an und machte mich auf den Weg.
Die Lounge war wie immer voller Menschen aller
Nationen. Am Tag zuvor war mir ein Ehepaar aufgefallen. Sie saßen allein an
einem großen Tisch und wurden anscheinend bevorzugt bedient. Zu meiner
Überraschung sah ich Ellen im angeregten Gespräch mit den beiden. „Da ist ja
mein Göttergatte, Golf-Übertragung zu Ende?“ Der Mann bot mir einen Stuhl an,
und murmelte einen Namen. „Ihre Frau hat uns viel über Sie erzählt. Wir hatten
selten eine so anregende Tea-Time im Plaza“. Hoffentlich nichts Schlechtes
schoss es mir durch den Kopf. Die Damen sprachen über Dior und ähnliche spannende Dinge, während
wir Männer uns über die wirklich wichtigen Themen unterhielten: Golf und Autos.
Das Paar war bei jedem Paris-Besuch in diesem Hotel und
konnte viele interessante Geschichten erzählen. Die Zeit verlief im Fluge. Sie
wollten am nächsten Tag weiter nach Monte Carlo
Wir tauschten unsere Telefonnummern aus und verabschiedeten uns[HJ4] .
Am Abend, nach einem frugalen Mahl, gingen wir in die
Hotelbar. Der große Raum war voller Gäste. So gingen wir in die Piano-Bar. Hier
spielte ein silberhaariger Pianist die typische Barmusik. Bis auf ein einsames
Paar war der Raum leer. Der Mann schien
ein Südamerikaner zu sein und seine Begleiterin sehr attraktiv. Wir setzten uns
an einen anderen Tisch und bestellten zwei Cocktails. Der Pianist spielte „As
Time goes bye“ und Ellen applaudierte spontan. Ihr Lieblingslied!. Der
Südamerikaner lachte und fragte: „Sie mögen dieses Stück wohl sehr? Kommen Sie
doch an unseren Tisch, wir sind auch Musikliebhaber“. Er stellte sich vor: „Ich
bin Ramon Barrios aus Venezuela, und meine Begleiterin ist Gabriella, eine
Musical-Sängerin aus New York“.
Nun saßen wir zu viert und unterhielten uns prächtig.
Plötzlich stand Ramon auf und sprach kurz mit dem Pianisten. Zu unserer
Überraschung übernahm er den Flügel und Gabriella sang die herrlichsten Lieder
von Astrid Gilberto. Was für ein toller Abend. Der Raum füllte sich zusehends
und in kurzer Zeit war kein einziger Platz mehr frei. Die neuen Gäste kamen aus
vielen unterschiedlichen Nationen. Bald saß Ellen bei einer koreanischen Familie und unterhielt
sie offenbar mit ihrem großen Witzefundus. Kurz danach sah ich sie bei mehreren
Arabern, die auch herzlich lachten. Der Schampus floss in Strömen. Ein
gelungener Abend.
Plötzlich fiel mir ein, dass die bestellten Drinks ja
auch irgendwann bezahlt werden müssten. Ich hatte total den Überblick verloren.
Also ging ich schweren Herzens zur Bar im Hauptraum und fragte nach den
Abrechnungsmodalitäten. „Oh, es ist alles bezahlt, einer der Gäste hat die
Rechnung übernommen“. Ein Stein fiel mir vom Herzen. Es gibt eben großzügige
Menschen, oder?
Gegen zwei Uhr morgens verabredeten wir uns mit Ramon
und Gabriella für den nächsten Tag und gingen schlafen.
Erkenntnis:
Paris ist immer ein Reise wert
Wir hatten von Ramon seine Adresse erhalten und gingen
zur verabredeten Zeit dorthin. Große Überraschung, es gab keine Klingel. Neben
der Eingangstür der Stadtvilla gab es nur ein Tastenfeld für die Eingabe eines
Codes. Also zurück in unser Hotel und anrufen. Ramon entschuldigte sich und gab
den Code durch.
Diesmal klappte es. Ein junger Mann stellte sich als
Privatsekretär von Ramon vor und führte uns in die Bibliothek.. Ein Raum nach
meinem Geschmack. Während wir auf den Hausherrn warteten hatte ich schon einige
interessante Bücher gefunden. „Aha, noch eine Leseratte“, Ramon setzte sich zu
uns. „Ich warte noch auf meine
Kunstexpertin. Wir gehen dann gemeinsam essen“.
„Wollt
ihr inzwischen einige Gemälde ansehen?“ Er führte uns in einen riesigen
Wohnraum
Ich traute meinen Augen nicht: Picasso, Braque, Monet
und noch mehr. „Sind das echte Werke?“ Fettnäpfchen!?!
„Ich bin sicher, als Sammler und Kunsthändler wären
unechte Bilder peinlich“. Manches Museum
wäre sicherlich stolz solche Schätze ausstellen zu können.
Ein überraschender Anruf und eine neue Aufgabe
Wir
hatten uns längst aus den Augen verloren. Als Dieter Graf mich in Darmstadt
anrief, und mir mitteilte er wolle mich dort besuchen, war ich überrascht,
freute mich aber über das unerwartete Wiedersehen.
Ich
war seit längerem in Griesheim bei der DeTeCSM, der im Aufbau befindlichen
Unternehmensberatung der Telekom. Pünktlich ging ich in das Hotelrestaurant.
Mit der Essensbestellung wartete ich noch. Dieter wollte ja um 20:00 Uhr
kommen. Nach einer Stunde und mehreren Bieren ging ich leicht frustriert zurück
in das Gästehaus. Irgendetwas musste Dieter aufgehalten haben.
Gegen
23:00 klingelte mein Telefon. Dieter!. „Sorry, wurde aufgehalten. Bin gerade in
Deinem Hotel angekommen. Lass uns nach Babenhausen fahren. In meinem Haus
können wir uns unterhalten“. „Ich habe morgen um 9:00 Uhr eine wichtige
Präsentation beim Kunden“. „Ich bring Dich rechtzeitig zurück“. Typisch Mr.
Dynamiko!. Also wurde die Zahnbürste eingesteckt und ab ging es nach
Babenhausen.
„Ich
war bei der Fiducia in Karlsruhe. Die UBG in Hamburg plant dort ein großes
Projekt. Du sollst Jochen Körner in Hamburg mal anrufen“. Hatte ich ohnehin
vor.
In Babenhausen angekommen
gingen wir in den Keller. Dort gab es eine fantastische bestückte Bar. „“Ich
muss eben einige Faxe beantworten, Neben der Bar ist der Weinkeller. Hole bitte
aus dem ersten Regal zwei Flaschen. Bin gleich bei Dir“. Multitasking hatte
Dieter schon immer ausgezeichnet!
Ausgezeichnet
war auch der Wein. Es gab viel zu erzählen. „Erinnerst Du Dich........?, Was machst Du zur Zeit?“. Die Zeit verflog
und ich hatte nur noch einen Wunsch: ein Bett, ein Königreich für ein Bett!
Der
Schlaf war nur kurz und ich hatte einen Kater. Drei doppelte Espresso halfen
auch nicht wirklich. „Hier ist der Wagenschüssel, in Griesheim löse ich Dich
ab“. Verdattert nahm ich die Schlüssel und machten uns auf den Weg. Der Gedanke
an meine Präsentation vor den Telekom-Leuten lenkte mich etwas von meinem
Zustand ab.
In
Griesheim übernahm Dieter das Steuer. Ein kurzer Wink und ich „schlich“ in mein
Büro. Mehrere Tassen Kaffee sollten mir helfen die Präsentation zu überleben.
Es gelang. Ich ging mit den Folien ins Sekretariat und bat die Damen
Handouts
an die Teilnehmer zu senden. Kaum gesagt wurde mich schlecht. Ich versuchte
mich irgendwo festzuhalten. Der Fikus in der Zimmermitte war kein geeigneter
Halt. Es gab nur eine Lösung: Ab ins Hotel und hinlegen.
Erkenntnis: auch Eichen können schwach werden
Ich
konnte trotz des desolaten Zustands nicht einschlafen. Was hatte Dieter über
das Karlsruher Projekt gesagt? Warum sollte ich unbedingt Jochen Körner
anrufen?
Als
ich einigermaßen wiederhergestellt war rief ich in Hamburg an. Es tat gut die
raue Stimme von Jochen zu hören. Ich erzählte ihm von Dieter´s überraschendem
Besuch. Er lachte: „Wir sollten uns in Hamburg treffen und über die Angelegenheit
sprechen“.
Wir
verabredeten uns für den kommenden Montag. Jochen beschrieb das Projekt in
Karlsruhe] Er suchte noch jemanden für die Beratung des
Bereichsleiters RZ-Betrieb und hatte an mich gedacht. Zusammen mit Ex-Kollegen
und weiteren Unternehmensberatern sollten wir als sogenannte „Korsettstangen“
die Bereichsleiter der Fiducia unterstützen und beraten. Als ich die Namen der
anderen Kandidaten hörte fiel mir der Entschluss nicht schwer. Das war eine
interessante Herausforderung.
Ich sagte
zu den Vertrag mit der DeTeCSM aufzulösen und fortan in Karlsruhe zu arbeiten.
Am
nächsten Tag in Griesheim sprach ich mit dem Geschäftsführer und bat um
Auflösung des Vertrages. Da das Projekt sich gut entwickelt hatte gab es keine
Probleme. Zu meiner Überraschung bot er mir eine Festanstellung an. Ich sollte
alle Projekte koordinieren. Der Hinweis auf Ellen´s Firma in Hamburg wurde mit
der Bemerkung: „Sie können Ihre künftigen Aufgaben von Hamburg aus erledigen.
Schließlich gibt es ja Bahn und Flugzeuge. Außerdem erhalten Sie natürlich
einen Dienstwagen. BMW?“. Auch die Bezahlung klang recht verlockend. Ich bat um
Bedenkzeit.